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Kindel bei Orchideen: Stamm- und Stielkindel sind Klone der Mutterorchidee

Kindel bei Orchideen

Kindel bei Orchideen

Um sich zu vermehren bilden Orchideen Ableger aus, die sogenannten Kindel oder Keiki. Kindel sind immer exakte Abbilder der Mutterpflanze. Bedeutet: Die Ableger besitzen die gleichen Eigenschaften wie die Mutterorchidee und bringen identische Blütenformen- und -farben wie diese hervor.

Die Ableger blühen sogar zeitgleich mit der Mutterpflanze. Nicht alle Orchideen sind aber kindelfreudig. Besonders gerne kindeln verschiedene Arten der Gattung Dendrobium, Epidendrum und Calanthe, sowie Phalaenopsis. Dazu zählen unter anderem Phalaenopsis pulchra und Phalaenopsis bastianii. Kindeln liegt diesen Orchideenarten bzw. -gattungen quasi in den Genen. Aber auch unter den Multihybriden kann es züchtungsbedingt zur Kindelbildung kommen. Ein weiterer Grund, warum Orchideen Ableger hervorbringen, kann in der Notwendigkeit liegen, den Fortbestand bzw. ihre Art abzusichern. Geht es der Orchidee nicht gut, weil beispielsweise ein Blütentrieb aus dem Herzen der Pflanze wächst, dann beginnt sie sich zu vermehren. Denn durch das Rispenwachstum aus dem Herzen heraus kann die Orchidee keine weiteren Blätter mehr bilden. In Folge dessen wird sie irgendwann sterben. Dank des Ablegers wird es aber wieder eine Orchidee geben, die der Mutterpflanze wie aus dem Gesicht geschnitten ist und genau darüber freuen sich viele Orchideenliebhaber ganz besonders.

Wo können Kindel an der Orchidee wachsen?

Orchideen können Ableger sowohl am Stamm als auch am Blütenstiel ausbilden. Deshalb heißen die Ableger entweder Stammkindel oder Stielkindel. Stammkindel wachsen direkt aus dem Stamm der Pflanze heraus, in der Regel unterhalb der untersten Blätter der Orchidee. Stielkindel wachsen an den Blütentrieben. Bilden sich am Trieb anstelle von Blüten plötzlich Blätter, dann wächst dort ein Kindel heran, wie es bei den Phalaenopsis zum Beispiel der Fall ist.

Wann werden Kindel von der Mutterorchidee getrennt?

Trägt Ihre Orchidee gerade ein Kindel, dann ist Geduld gefragt. In der ersten Zeit werden die Kindel über einen dünnen Schlauch von der Mutterpflanze mit allem was sie benötigen versorgt. Besitzen sie genügend eigene Blätter und Wurzeln, um sich später auch selbstständig ernähren zu können, ist die Zeit der Trennung gekommen. Als Faustregel gilt: Sind am Ableger 2 bis 3 gut ausgebildete Blätter und mehrere Wurzeln (ungefähr in der Länge von 5 Zentimetern) vorhanden, dann darf die Ablösung erfolgen.

Wie werden Kindel und Mutterpflanze getrennt?

Stammkindel

Vielfach sind Ableger und Mutterpflanze schon miteinander verbunden – beispielsweise durch das Zusammenwachsen der Wurzeln. Wichtig: Zum Herausschneiden des Stammablegers wird immer ein scharfes, desinfiziertes Messer benötigt. Durch die Schnittstellen am Stamm sind sowohl Mutterpflanze als auch Ableger sehr anfällig für einen Bakterienbefall. Zudem ist der Stamm ein recht sensibler Pflanzenteil der Orchidee. Schon allein deshalb ist darauf zu achten, dass das Schneidewerkzeug sauber ist und das Schneiden sehr vorsichtig vonstattengeht. Bevor es aber überhaupt ans Schneiden geht: Die Orchidee sanft aus dem Pflanztopf nehmen und ausprobieren, ob sich das Stammkindel durch sanftes Drücken oder Ziehen von der Mutterpflanze lösen lässt. Nicht vergessen: Die Wurzeln dabei vorsichtig zu entwirren.

Stielkindel

Stielkindel lassen sich im Gegensatz zu Stammkindeln einfach entnehmen. Auch hierfür wird ein scharfes und desinfiziertes Schneidewerkzeug benötigt. Zuerst wird der Blütenstiel kurz unterhalb des Kindels abgeschnitten – am Ableger sollte jedoch ein ca. 2 bis 3 Zentimeter großes Stück des Blütenstiels verbleiben.

Ab in die Erde

Nach der Trennung von der Mutterpflanze kann der kleine Orchideen-Setzling ab in die Erde. Sollten Schnittstellen oder Wunden entstanden sein, verschließen Sie diese mit Zimt- oder Kohlepulver. Zimt oder Kohle wirken desinfizierend, entzündungshemmend und beschleunigen die Heilung.

Das Kindel erhält jetzt ein eigenes, transparentes Pflanzgefäß. Dies sollte größenmäßig passen, also keinesfalls zu groß sein. Das Töpfchen mit feinem Orchideensubstrat (große Substratstücke einfach per Hand etwas zerkleinern oder Jungpflanzensubstrat nutzen) anfüllen und den kleinen Ableger mit Wurzeln und dem Stück Blütenstiel in das Substrat setzen. Danach den Topf mit Substrat auffüllen. Gießen Sie die kleine Orchidee leicht an. Ziehen Sie eine transparente Plastiktüte über den Topf, um ein ideales Klima herzustellen. Stellen Sie den eingepackten Topf an einem hellen Standort ohne direkte Sonneneinstrahlung. Lüften Sie alle drei Tage und besprühen das Kindel mit Wasser. Wenn sich neue Blätter bilden, kann die Tüte entfernt werden. Die empfohlene Raumtemperatur liegt zwischen 23 und 25 Grad Celsius. Nach ca. vier Wochen können Sie die Orchidee in normales Substrat umtopfen.

Alternativ: Den Ableger an der Mutterpflanze belassen und einen kleinen Topf mit feinem, leicht feuchtem Substrat unter den Ableger stellen. Die Wurzeln sollten leicht auf der Oberfläche des Substrats aufliegen. Nach einiger Zeit werden die Wurzeln des Ablegers in das Substrat eindringen und sich dort verfestigen. Ist es soweit, dann dürfen Kindel und Mutterpflanze am Blütentrieb mit einem desinfizierten und scharfen Messer getrennt werden. Nicht vergessen: Den Topf mit Substrat aufzufüllen. Um das Wachstum des Ablegers zu fördern, darf nach einigen Wochen stark verdünnter Orchideendünger zum Einsatz kommen.

Kleine Orchidee = wenig Dünger

Wenn die Orchidee in normales Orchideensubstrat getopft wurde und sich neue Blätter gebildet haben, kann sie nach ca. 4 Wochen mit Orchideendünger versorgt werden. Denn das neue Substrat enthält für diesen Zeitraum genug Nährstoffe und Mineralien. Alle zwei bis drei Wochen können Sie die Pflanze mit stark verdünntem Dünger versorgen.

Wann wird sie zum ersten Mal blühen?

Jetzt ist Geduld gefragt! Denn Ihre neu gewonnene Orchidee wird erst nach zwei oder drei Jahren zum ersten Mal blühen.